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Speicherstadt

Größtes Lagerhausensemble der Welt

Ob Miniatur Wunderland, Wasserschloss oder Traditionsschiffhafen – ein Abstecher in die Speicherstadt darf bei keinem Hamburg-Besuch fehlen. Seit Juli 2015 ist die Speicherstadt zusammen mit dem Kontorhausviertel inklusive Chilehaus Deutschlands 40. UNESCO-Weltkulturerbe.

imago stock & people

Sehenswertes in der Speicherstadt

Die Gebäude in der Speicherstadt beherbergen heutzutage Freizeitangebote wie das bei Groß und Klein beliebte Miniatur Wunderland oder das Speicherstadtmuseum, in dem man sich über die Geschichte der heutigen Welterbe-Stätte informieren kann, bevor man sie selbst erkundet. In den Räumlichkeiten des Hamburg Dungeon kann eine gespenstische Reise durch die hamburgische Geschichte unternommen werden. Das Deutsche Zollmuseum, das die Geschichte des Zolls und Schmuggels wiedergibt, das Internationale Maritime Museum mit tausenden von Schiffsmodellen und Seekarten, oder das Automuseum Prototyp mit PS-Raritäten aus 70 Jahren Automobilhistorie sind stets einen Besuch wert. Bei einem Besuch in der Kaffeerösterei kann in einem ehemaligen Original-Kaffee-Speicher mehr über die Welt der dunklen Bohne erfahren und sogar frisch gebrühter Kaffee aus unterschiedlichen Ländern verköstigt werden. Auch außerhalb der alten Lagerhäuser gibt es viel zu erleben: In den langgezogenen Kanälen zwischen den Gebäudereihen schippern Barkassen und der Traditionsschiffhafen im Sandtorhafen lockt mit bis zu 20 historischen Schiffen. Der Sandtorhafen war bei seiner Inbetriebnahme 1866 das erste moderne Hafenbecken der Stadt, in dem die Schiffe direkt am Kai be- und entladen werden konnten.

Eines der mit Abstand beliebtesten Fotomotive in der Speicherstadt ist das Wasserschloss am Ende des Holländischen Brooks, das heute als Teekontor mit Gastronomie genutzt wird. Es bildet das Zentrum des dritten Bauabschnitts der Speicherstadt und wurde zwischen 1905 und 1907 errichtet. Damals war es der einzige Ort in der Speicherstadt, der bewohnt werden durfte. Diese Regelung diente zum einen dazu, den Schmuggel im Freihafengebiet zu unterbinden, zum anderen ist die Speicherstadt im Falle einer Sturmflut nicht ausreichend geschützt. Aufgrund seiner exponierten Lage gilt auch das Fleetschlösschen am Brooktorkai als beliebtes Fotomotiv. Im Laufe der Zeit wurde es unter anderem als Zollgebäude, Feuerwache und öffentliche Toilette genutzt. Zu den bekannteren Gebäuden der Speicherstadt zählt außerdem die Wache der Wasserschutzpolizei auf der Kehrwiederspitze – das 1902 errichtete Gebäude ist der Außendrehort der ZDF-Fernsehserie "Notruf Hafenkante". Nicht zuletzt ist auch das von 1902 bis 1904 errichtete "Speicherstadtrathaus", das Hauptgebäude der Hamburger Hafen und Logistik AG, einer der Blickfänge in der Speicherstadt. Das Verwaltungsgebäude wurde nach Entwürfen von Johannes Grotjan und der Firma Hanßen & Meerwein erbaut, welche auch maßgeblich am Hamburger Rathaus mitwirkten.

Historische Backsteingebäude neben Glas und Stahl

Die Speicherstadt ist das größte Lagerhausensemble der Welt und erstreckt sich auf rund 26 Hektar zwischen Baumwall und Oberhafen. Der Komplex wurde zwischen 1883 und dem Ende der 1920er Jahre auf tausenden Eichenpfählen gebaut und steht seit 1991 unter Denkmalschutz. Seit 2008 gehört die Speicherstadt verwaltungstechnisch zum Neubaugebiet der HafenCity im Bezirk Hamburg-Mitte, die durch die überwiegende Verwendung zeitgemäßer Baumaterialien wie Glas und Stahl moderne Akzente setzt – ein spannender Kontrast zur neugotischen Backsteinarchitektur der Speicherstadt.

Das 40. deutsche UNESCO-Weltkulturerbe

Seit dem 5. Juli 2015 ist es offiziell: Die Speicherstadt ist zusammen mit dem angrenzenden Kontorhausviertel inklusive Chilehaus zum 40. deutschen UNESCO-Weltkulturerbe ernannt worden. Das Welterbekomitee begründet die Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste damit, dass es sich bei Speicherstadt und Kontorhausviertel um "ein hervorragendes Beispiel" von Gebäuden und Ensembles handelt, "die einen oder mehrere bedeutsame Abschnitte der Menschheitsgeschichte versinnbildlichen." Der außergewöhnliche universelle Wert der beiden monofunktionalen, aber sich ergänzenden Gebiete, käme in der Speicherstadt mit ihrem Verbindungsnetz aus Straßen, Kanälen und Brücken sowie in der modernen Backsteinarchitektur der Bürohauskomplexe für hafenrelevante Nutzungen aus den 1920er bis 1940er Jahren zum Ausdruck.

Der Entscheidung des Welterbekomitees ging ein langjähriger Entscheidungsprozess voraus: Bereits im Jahr 1999 wurde das Chilehaus auf die Vorschlagsliste Deutschlands zur Aufnahme in die UNESCO-Liste aufgenommen, 2007 wurde die Bewerbung dann um Speicherstadt und Kontorhausviertel erweitert. Im Februar 2014 wurde der Antrag in Paris eingereicht. 2016 ist mit der offiziellen Überreichung der UNESCO-Urkunde an die Freie und Hansestadt Hamburg zu rechnen. Auch danach wird Hamburg mithilfe eines neues UNESCO-Koordinators im kontinuierlichen Austausch mit der UNESCO bleiben. Darüber hinaus ist ein Welterbe-Informationszentrum vor Ort geplant.

Als erstes Weltkulturerbe Deutschlands wurde 1978 der Aachener Dom ernannt. Zusammen mit dem neuen Hamburger Weltkulturerbe befinden sich nun insgesamt 40 deutsche Kultur- und Naturerbe auf der Liste, darunter unter anderem der Kölner Dom, die Museumsinsel in Berlin und der Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel. Weltweit hat die UNESCO bereits über 1.000 Stätten zum Weltnatur- und Weltkulturerbe ernannt.

Geschichte der Speicherstadt

Im Jahr 1871 trat Hamburg dem Deutschen Kaiserreich bei, doch die Stadt blieb weiterhin Zollausschlussgebiet. Dieses Privileg sollte sich mit dem am 25. Mai 1881 vereinbarten Zollanschlussvertrag ändern: Die Zone, in der weder Zölle noch Einfuhrumsatzsteuern gezahlt werden mussten, wurde auf das Gebiet des Freihafens beschränkt. Der endgültige Anschluss Hamburgs an das Deutsche Kaiserreich war für den 15. Oktober 1888 geplant – es blieben als noch etwa sieben Jahre, um neue Lagerkapazitäten rund um den Freihafen zu schaffen.

Bevor der Bau der Kontorhäuser im Jahr 1883 beginnen konnte, mussten aber rund 24.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen und etwa 1.100 Häuser abgerissen werden. Alfred Lichtwark, ehemaliger Direktor der Hamburger Kunsthalle, prägte in dieser Zeit den Ausspruch der "Freien und Abrissstadt Hamburg". Zuvor standen auf dem Kehrwieder einfache Häuser der Armen und auf dem Wandrahm barocke Luxushäuser der Reichen. Die wohlhabenderen Familien bauten ihre Sommerresidenzen an der Alster und der Elbe zu Hauptwohnsitzen um, die Menschen des Armenviertels sollten planmäßig in die neu errichteten Arbeiterquartiere, die zum Beispiel in Barmbek und Hammerbrook entstanden, umzuziehen. Da aber ein Großteil der Menschen auf die Arbeit am Hafen angewiesen war und weitreichende Verkehrsmittel erst mit dem Bau der U-Bahn im Jahr 1912 eingeführt werden sollten, zogen die weniger Wohlhabenden in die Armenviertel der Südstadt.

Am 29. Oktober 1888 weihte Kaiser Wilhelm II. die Speicherstadt am sogenannten "Kaisertag" offiziell ein, doch abgeschlossen war zu dieser Zeit lediglich der erste Bauabschnitt. Mit Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg wurde die Speicherstadt im Jahr 1927 fertiggestellt. Die Blöcke Y und Z, für die das Gelände der Ericusspitze vorgesehen war, wurden nicht mehr gebaut. Durch die Operation Gomorrha im Zweiten Weltkrieg wurde der westliche Teil der Speicherstadt zerstört, der Wiederaufbau fand seinen Abschluss im Jahr 1967. Am 1. Januar 2013 ging schließlich eine Hamburger Ära zu Ende: Der Freihafen, der rund ein Fünftel des Hamburger Hafengebiets ausmachte, wurde aufgelöst.

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