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Vortragsreihe Wie weiter? Jüdische Migrationserfahrungen nach 1945

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Wie weiter? Jüdische Migrationserfahrungen nach 1945

Termine:

Dienstag, 7. Januar bis Donnerstag, 30. Januar 2020, jeweils 18.30 Uhr

Veranstaltungsort:

Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IGdJ), Seminarraum im 2. OG, Beim Schlump 83, 20144 Hamburg, eingeschränkt barrierefrei; abweichend: 30.01.2020

Der Eintritt ist frei.

Jüdische Migrationen gewinnen in der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte zunehmend an Bedeutung. Richtete sich der Blick nach den Ereignissen des Zwanzigsten Jahrhunderts zuerst einmal auf Vertreibung, Flucht und Exil, so finden sich bis in die Gegenwart auch jüdische Wanderungsbewegungen, die von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft geprägt und beispielsweise durch besondere wirtschaftliche Rahmenbedingungen bestimmt waren. Die verschiedenen Beweggründe für eine Emigration sowie das Aufeinandertreffen divergierender jüdischer Herkünfte und Narrative haben Eingang in das hiesige jüdische Leben nach 1945 gefunden und kennzeichnen  bis heute die mitunter kontrovers geführten Debatten um das Selbstverständnis einer jüdischen Gemeinschaft in Deutschland.

Die im Herbst 2019 begonnene Vortragsreihe nimmt diese Beobachtungen zum Anlass, um an fünf Abenden auf der Grundlage neuer Forschungen exemplarisch jüdische Migrationen und deren Folgewirkungen im lokalen Raum vorzustellen. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Disziplinen fragen nach den jeweiligen Formen der Wanderungen sowie den Motiven und Handlungsspielräumen der migrierenden Jüdinnen und Juden und danach, in welcher Weise diese vielfältigen Erfahrungsgeschichten das jüdische Leben in Deutschland von den Nachkriegsjahren bis in die Gegenwart prägen.

Eine Veranstaltungsreihe des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden in Kooperation und der Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg

 

Dienstag, 7. Januar 2020   

Fremdheitserfahrungen im Nachkriegsdeutschland. Jüdisches Leben in Frankfurt am Main

Vortrag mit Dr. Tobias Freimüller

Frankfurt am Main galt nach 1945 Vielen als „jüdischste Stadt“ der Bundesrepublik. Im Umfeld des Hauptstützpunktes der amerikanischen Besatzungsmacht entstand ein dichtes Netz jüdischer Organisationen und eine der größten jüdischen Gemeinden Westdeutschlands. Mit der Kontroverse um Rainer Werner Fassbinders Theaterstück „Der Müll, die Stadt und der Tod“ und dem „Börneplatzkonflikt“ war Frankfurt aber auch Schauplatz von Auseinandersetzungen, die die wechselseitigen Fremdheitserfahrungen von Juden und Nichtjuden im Nachkriegsdeutschland sichtbar machten. Der Vortrag macht den Versuch, diese besondere lokale jüdische Geschichte von ihren Anfängen bis 1990 nachzuzeichnen.

Dr. Tobias Freimüller ist Historiker und stellvertretender Direktor des Fritz Bauer Instituts. Im Frühjahr 2020 erscheint im Wallstein-Verlag seine Studie „Frankfurt und die Juden, 1945-1990“.

 

Dienstag, 14. Januar 2020   

Ausreisen, zurückkehren, bleiben? Jüdische Migrationswege nach Polen und aus Polen, 1944-1968

Vortrag mit PD Dr. Katrin Steffen

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen Hunderttausende polnische Jüdinnen und Juden, die vor allem in der Sowjetunion überlebt hatten, nach Polen zurück. Der polnische Staat lenkte sie vor allem in die Gebiete, die die deutsche Bevölkerung im Zuge der Westverschiebung Polens hatte verlassen müssen: Niederschlesien und Hinterpommern. In einigen Ortschaften entstanden so Zentren jüdischer Ansiedlung mit religiösem und sozialem Leben. Angesichts des Antisemitismus in Polen, der in innerparteilichen Auseinandersetzungen immer wieder aktiviert wurde und den große Teile der Gesellschaft sanktionierten, emigrierte bis 1968 wiederum die Mehrheit der jüdischen Bevölkerung aus Polen bzw. wurde vertrieben. Der Vortrag zeichnet diese Migrationswege und ihre politischen Rahmenbedingungen nach und fragt nach den jeweiligen Motivationen der jüdischen Überlebenden, in Polen zu bleiben oder es zu verlassen. 

PD Dr. Katrin Steffen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Nordost-Institut Lüneburg an der Universität Hamburg. Zur ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte der Jüdinnen und Juden im östlichen Europa, deren vielfältige Verflechtungen mit den Judenheiten in der westlichen Welt, europäische Gedächtnisgeschichte und transnationale Wissenschafts- und Migrationsgeschichte.

 

Donnerstag, 30. Januar 2020, 18:30 Uhr

Achtung – abweichendes Datum und Veranstaltungsort: Tschaikowskysaal, Tschaikowskyplatz 2, 20355 Hamburg

Russische Juden in Deutschland – Israelis in Berlin: Ein Gesprächsabend über Migration, Exil und Diaspora

Die Einwanderung von russischsprachigen Juden nach Deutschland nach 1989 ist in der jüngeren deutsch-jüdischen Geschichte wiederholt als Zäsur verstanden worden. Eine jüdische Migration, die vordringlich in der Hoffnung auf ein besseres Leben und ausgerechnet nach Deutschland erfolgte, schien mit der jüdischen Erfahrung des Zwanzigsten Jahrhunderts von Verfolgung, Flucht und Exil zu brechen. Auf eine ähnliche Weise hat seit Beginn der 2000er Jahre die Migration von Israelis nach Berlin viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und die Frage danach aufgeworfen, was es bedeutet, wenn junge israelische Juden ihr Land verlassen, um in die deutsche Hauptstadt zu gehen. In einem Gespräch über diese jüngsten Kapitel der deutsch-jüdischen Geschichte spricht die NDR-Moderatorin Birgit Langhammer mit zwei Expertinnen über mögliche Gemeinsamkeiten der beiden Migrationen, deren Folgen für das hiesige jüdische Leben und darüber, wie sich das Verständnis der jüdischen Diaspora in der Gegenwart gewandelt hat.

Es diskutieren Dr. Karen Körber, IGdJ, und Dr. Dani Kranz, Anthropologin an der Ben Gurion Universität, Israel. Sie ist Mitglied des Beratungskreises des Bundesbeauftragten gegen Antisemitismus. 2015 erschien bei der Bertelsmann-Stiftung ihre Studie „Israelis in Berlin“.

Moderation: Birgit Langhammer, NDR

Verantwortlich: Dr. Sabine Bamberger-Stemmann (LZ), Prof. Dr. Miriam Rürup/Dr. Karen Körber (IGdJ)

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