Über die Giftpflanze des Jahres 2019:
Die Blätter des Italienischen Aronstabs sind vom Herbst bis kurz nach der Blüte im Frühjahr zu sehen. Der heimische Aronstab lässt die Blätter erst zur Blütezeit im Frühling wachsen. Nach der Blütezeit ziehen bei beiden Arten die Blätter wieder ein und der Fruchtstand wird von der umgebenden Vegetation überwuchert – die Pflanzen sind quasi „verschwunden“. Erst im Herbst werden die leuchtend orange-roten Fruchtstände dann wieder sichtbar, wenn die umgebende Vegetation „zusammenbricht“. Häufig erkennt man dann keinen Zusammenhang mehr mit der dekorativen Pflanze im Frühjahr. Die Früchte des Aronstabs sind bei Tieren beliebt. Die Verbreitung der Saat erfolgt durch die sogenannte Verdauungsausbreitung (Darmwanderer). Dadurch kann es zu Spontanvorkommen im Garten kommen.
Giftigkeit
Alle Pflanzenteile sind stark giftig ++
Hauptwirkstoffe
Große Mengen Oxalat, des Weiteren flüchtige Scharfstoffe, wie Saponin Aroin (bitter) und das Alkaloid Coniin. Durch Abkochen und Trocknen verliert die Pflanze an Giftigkeit. Die Konzentration der Inhaltsstoffe in den Beeren kann je nach Reifegrad und Standort beträchtlich schwanken.
Vergiftungserscheinungen
Beim Verzehr, selbst von geringen Mengen, kommt es zu Schmerzen auf der Zunge und in der Mundhöhle. Dies ist jedoch auf Verletzungen zurückzuführen, die durch unlösliche kristalline Calciumoxalate hervorgerufen werden. Diese Erscheinung warnt meist vor der Aufnahme größerer Mengen, die zu Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall bis hin zu ernsten gesundheitlichen Schäden führen können. Ein tödlicher Verlauf der Vergiftung beim Menschen ist in der Literatur nicht bekannt.
Erste Hilfe
Bei dem geringsten Verdacht einer Vergiftung sollte man sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.
Vorkommen und Standort
In Süd- und Mittel-Europa, in Nord-Europa selten oder fehlend. In schattigen und feuchten Laubwäldern und unter Hecken. Zierpflanze im Garten – von dort verwildert.
Winterhärtezone
A. maculatum — Z6 — -23,3 bis -17,8 C°
Hamburg liegt in Z7 — -17,7 bis -12,3 C°
Blüte
Blütezeit: April / Mai
Der Aronstab gehört nicht zu den fleischfressenden Pflanzen, besitzt aber eine Kesselfallenblüte. Durch Wärmeentwicklung im Kolben und ein für Schmetterlingsmücken unwiderstehliches Aroma werden die Tiere in den Blütenstand gelockt. Eigentlich sind sie auf der Suche nach einem Kuhfladen oder anderen Fäkalien, um ihre Eier abzulegen. Dass die Mücken in die Falle getappt sind, merken sie recht schnell, doch jetzt gibt es kein Entkommen mehr. Die Wand der Kesselfalle ist ölig glatt und oben der Ausgang - der zuvor auch der Eingang war - wird durch in dieser Richtung durch undurchdringliche „Härchen“ versperrt (siehe Foto). Ein Buffet braucht der Aronstab für seine Gefangenen nicht bereitzuhalten, da die Schmetterlingsmücken in ihrer einwöchigen Lebenszeit keine Nahrung zu sich nehmen. Nachdem die weiblichen Blüten im unteren Teil von den Schmetterlingsmücken bestäubt wurden, geht der Blütenstand in die männliche Phase über. Er bestäubt die Gefangenen über und über mit Blütenstaub. Jetzt trocknet der ölige Film an der Wand ein und der haarige Vorhang gibt den Weg frei. Die mit dem Pollen beladenen Schmetterlingsmücken haben ihr eigentliches Ziel, den warmen und aromatischen Kuhfladen, nicht aus den Augen verloren. Sie folgen dem unwiderstehlichem Duft und der Wärme. Doch sie geraten wieder in die Kesselfalle eines Aronstabes und bestäuben dort die weiblichen Blüten mit dem mitgebrachten Pollen. Dieser Kreislauf endet, erst wenn Fäkalien in der Nähe sind oder die kurze Lebenszeit der Mücke beendet ist. Dies ist der Grund, warum sich in den Kesselfallenblüten tote Schmetterlingsmücken befinden. Diese werden jedoch nicht – wie bei fleischfressenden Pflanzen - von der Pflanze verdaut.
Frucht
Die Fruchtreife erfolgt erst im Herbst. Bis dahin verbrachte die Pflanze die Zeit ohne „Aufsehen“ zu erregen blattlos im Dickicht anderer Pflanzen. Erst jetzt wenn dies Dickicht zusammenfällt, werden die orange-roten Fruchtstände wieder sichtbar. Bei der Verbreitung der Saat greift der Aronstab wieder auf Tiere als Transporteure zurück. In diesem Fall sind es Ameisen. Sie tragen die Samen zu ihrem Bau. Dort verzehren sie das Öl aus einem Anhängsel am Saatkorn einem sogenannten Elaiosom (Ölkörperchen). Anschließend wird das Saatkorn aus dem Ameisenbau gebracht und in der Umgebung „entsorgt“. Jetzt kann das Saatkorn keimen und eine neue Pflanze entsteht.
Tiere
Bei Weidevieh, das im Frühjahr vermehrt Aronstabblätter fraß, kam es zu Todesfällen.
Botanischer Name
Arum: Gattung = áron = griechischer Pflanzenname | maculatum: Art =gefleckt
Weitere deutsche Namen:
Gefleckter Aronstab, Aasblume, Chrippenkindli, Dittichrut, Entenschnabel, Heckenpüppchen, gefleckter deutscher Ingwer, Johanneshaupt, Katzenpis, Kesselfallenblume, Magenkraut, Pfingstblume, Ronechrut, Ronenkraut, Schlangenbeer, Stinkblume, Stanitzelblume, Teufelhütchen, Trommelschlegel, Zahnkraut.
Internationale Volksnamen
English | lords-and-ladies, | englisch |
Français | L’Arum tacheté, | französisch |
Italiano | gigaro scuro | italienisch |
Nederlands | Aronskelk | holländisch |
Português | arão | portugiesisch |
Geschichte
Zunächst galt der Gefleckte Aronstab sogar als sehr stark giftig +++. Das Brennen auf der Zunge wurde der Giftigkeit der Pflanzen zugeschrieben. Heute weiß man jedoch, dass es eine physikalische Verletzung der Zunge ist. Die feinen Schnittverletzungen werden durch Calciumoxalatkristalle hervorgerufen.
Verwendung
Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert wurde der Aronstab als Heilpflanze eingesetzt.
In der Homöopathie werden Präparate des Gefleckten Aronstabs beispielsweise bei Entzündungen der oberen Atemwege und Nasenpolypen eingesetzt.
Heute findet man ihn als Zierpflanze im Garten.
Postwertzeichen
BRD - 1978 -Wohlfahrtsmarke - 30 +15 Pfennig - Serie: Waldblumen
1979 - Libyen
Abstimmungsergebnis
Stimmen | Anteil | |||
1. Platz | Aronstab | Arum sp. | 447 | 24,3 % |
2. Platz | Blauregen | Wisteria sinensis | 393 | 21,4 % |
3. Platz | Wandelröschen | Lantana camara | 377 | 20,5 % |
4. Platz | Jakobs-Kreuzkraut | Senecio jacobaea | 348 | 18,9 % |
5. Platz | Rhabarber | Rheum rhabarbarum | 273 | 14,9% |
100 % |