Hamburger Frauenbiografien

Frauenbios

Emilie Kalbitzer

(17.2.1912 Obernkirchen – 16.12.1999)
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (SPD) von 1965 bis 1970
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
Börsenbrücke 4 (Wirkungsstätte/Widerstand)
Bestattet auf dem Blankeneser Friedhof, Sülldorfer Kirchenweg 151, Grablage: K 106-107
Foto: privat
„Jeder Erwachsene wisse über die Möglichkeit von Verhütung Bescheid, vielen fehle es nur an Disziplin“, ließ in den 60er-Jahren der damalige Gesundheitssenator Emmi Kalbitzer wissen, die Deputierte der Schulbehörde war und sich für die Einrichtung des Sexualkundeunterrichts in den Schulen einsetzte. „Im Jahre 1963 hatte die Frauenzeitschrift ‚Constanze‘ auf Intitiative von zwei Journalistinnen eine Beratungsstelle für Geburtenregelung gegründet, die der Herausgeber finanzierte. Als ihm nach einiger Zeit zuviel Schwierigkeiten gemacht wurden – z. B. verbot die Gesundheitsbehörde den Ärzten, dort mitzuarbeiten; außerdem wurden die Journalistinnen verdächtigt, die Namen der Patientinnen für sensationelle Berichte zu benutzen –, gab er die Beratungsstelle auf. Daraufhin übernahm das Referat ‚Frau und Familie‘ in der Jugendbehörde diese Beratungsstelle. Marta Damkowski, die diese Abteilung leitete, setzte sich tatkräftig für die Finanzierung durch die Stadt ein“, schrieb Emmi Kalbitzer 1989 in der Grünen Reihe 21 „Lebensbilder von Frauen in Hamburg nach 1945“ des Deutschen Frauenrings.
Emilie Kalbitzer besuchte die Volksschule und zwei Jahre die Handelsschule. Danach arbeitete sie im Büro und als Sekretärin. Als Tochter eines Glasbläsers und Sozialdemokraten trat auch Emilie Kalbitzer, die mit ihren Eltern und Geschwistern in Bochum lebte, mit achtzehn Jahren der Sozialdemokratie bei und wurde Mitglied des Internationalen Sozialistischen Kampfbunds (ISK). Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ging die Sekretärin in die Illegalität. 1933 folgte sie dem Hamburger Gerd Kumleben nach Paris, der dort als Korrespondent für den „Funken“, die Tageszeitung der ISK, tätig war. Sie wollte für ihn arbeiten, doch daraus wurde nichts, denn alle linken Zeitungen wurden in Deutschland verboten. Zurück in Hamburg, half sie die Vegetarische Gaststätte an der Börsenbrücke 4 mit aufzubauen – eine Anlaufstelle für politische Flüchtlinge und konspirativer Treffpunkt des ISK. Zwischen 1938 und 1940 war sie wegen Vorbereitung zum Hochverrat im Berliner Frauengefängnis inhaftiert, davon ein Jahr in Einzelhaft. 1940 heiratete sie ihren Kameraden Hellmut Kalbitzer und bekam drei Kinder.
Grabstein von Emilie Kalbitzer auf dem Friedhof Blankenese; Foto: kulturkarte.de/schirmer
1945 trat sie der SPD bei und wurde für die Frauenarbeit im Ortsverein verantwortlich. 1949 avancierte ihr Mann Hellmut zum Bundestagsabgeordneten. Emmi Kalbitzer wurde Mitte der 60er-Jahre Deputierte der Schulbehörde, gehörte der Hamburgischen Bürgerschaft vom 9.4.1965 bis 1970 an und war im Schulausschuss tätig. In den 70er-Jahren war sie Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rissen-Sülldorf.
Text: Rita Bake
Quellen:
- Auskunft von Claudia Bade, Enkelin von Emmi Kalbitzer
- Karl Ditt: Sozialdemokratie im Widerstand. Hamburg in der Anfangsphase des Dritten Reiches. Hamburg 1984.
- Eintrag zu Emmi Kalbitzer, unter: www.avs-bund.de/kalbitzer-emmi/
- Meik Woyke: Emmi Kalbitzer, in: Für Freiheit und Demokratie. Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933-1945. Hrsg. von der SPD Landesorganisation Hamburg, Arbeitskreis Geschichte und Arbeitsgemeinschaft ehemals verfolgter Sozialdemokraten. Hamburg 2003, S. 78f.
 

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