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Amtshaus der Schiffbauer

Brook 69 (ehemals)
Um 1300 befanden sich auf dem Brook die Gemüsegärten der Hamburger Bevölkerung, ebenso auf den Bleichen, Kohlhöfen und den Gegenden vor den Toren der Stadt. Pflanzen und Ernten war Frauenarbeit. Damit leisteten sie wesentlichen Anteil an der Versorgung der Bevölkerung. Angebaut wurde hauptsächlich Kohl. Der Straßennahme Kohlhöfen in der Neustadt verweist darauf. Daneben wuchsen Möhren, Zwiebeln, Rettiche, Gewürze wie Dill, Melisse, Rosmarin, Lavendel – letzterer auch zum Ausräuchern bei Seuchen und Ungezieferplagen benutzt. Später wurde die Gegend des Brooks mit Wohnhäusern bebaut, die zwischen 1885 und 1927 abgerissen wurden, um die Speicherstadt zu errichten. Heute stolzieren in der Gegend, wo einst das Haus der Schiffbauer stand, unzählige Möwen im Schlick der Fleete. Das Brackwasser verströmt bei Ebbe einen modrigen Geruch, und aus den offenen Ladeluken der Speicher, die die Fleete säumen, hängen hier und da leuchtend bunte Orientteppiche heraus. Nur noch alte Zeichnungen und Gemälde öffnen das Fenster in alte Zeiten, mit Giebelhäusern, die Einblicke ermöglichen in die behagliche Gediegenheit gutbürgerlicher Wohnkultur.
Am Brook stand bis zur Errichtung des Freihafens im 19. Jhd. das im 14. Jhd. errichtete hochherrschaftliche Amtshaus der Schiffbauer, wo jedes Jahr ein opulentes Festmahl abgehalten wurde, bei dem die Gaumengenüsse nicht zu kurz kamen. Die Tische bogen sich unter der Last der reichlichen Speisen wie Ochsenbraten, Lammfleisch, Fische, Geflügel und als Beikost Reis mit Milch, Reismus mit Rosen- oder Kaneelwasser gewürzt, Gemüse, Kirschen und Birnen.
Kranzhaus der Schiffbauer, Bildquelle: Staatsarchiv Hamburg
Das Haus am Brook, das 1852 in den Besitz der Kranken-, Toten- und Witwenlade der Schiffbauer-Brüderschaft, genannt die „Brüderschaft des Leichnams Christi zu St. Catharinen”, gelangt war, war unter dem Namen „Kranzhaus“ bekannt. Denn alle drei Jahre wurde am Gewerksschild der Schiffbauer, draußen an der Fassade, ein Kranz mit Blumen befestigt. Mit diesem Brauch ist die Erinnerung an eine romantisch-tragische Liebesgeschichte verbunden. Im frühen Mittelalter soll sich eine reiche Kaufmannstochter in einen Schiffszimmerlehrling verliebt haben. Der Vater des jungen Mädchens war zwar nicht grundsätzlich gegen diese Verbindung, bestand aber darauf, der Schiffbauerlehrling solle zuerst einmal auslernen und eine Seereise unternehmen, bevor in den Hafen der Ehe gesegelt werde. Doch im Drehbuch des Schicksals war kein Happy-End vorgesehen. Auf der Schiffsreise verunglückte der Bräutigam tödlich. Die untröstliche Braut beschloss, ihrer Liebe bis zu ihrem Tode treu zu bleiben und starb hochbetagt als Jungfrau. Als letzten Ausdruck ihrer Treue vermachte sie mit ihrem Testament den Schiffszimmerern das Haus am Brook. Zum Andenken an die Stifterin schmückten von nun an die Schiffszimmerer das Haus alle drei Jahre mit einem Kranz, an dem eine Wachsfigur befestigt wurde, die die einstige Eigentümerin darstellen sollte.
Text: Rita Bake
Quelle:
Zuerst abgedruckt in: Das Kirchspiel St. Katharinen.Hrsg. von Axel Dennecke, Peter Stoldt und die Hamburger Lagerhaus-AG. Hamburg 2000.
 

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