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Caroline Neuber

( Friederike Caroline Neuber, geb. Weißenborn )
(8.3.1697 Reichenbach im Vogtland – 29.11.1760 Laubegast bei Dresden)
Schauspielerin, Prinzipalin
Gänsemarkt 66-69, Standort der Gänsemarktoper (Wirkungsstätte)
Friederike Caroline Neuber, Bild: via Wikimedia Commons, Autor unbekannt / gemeinfrei
In der Deutschen Biografie steht über Caroline Neuber: „N. litt in ihren Zwickauer Jugendjahren unter der häuslichen Tyrannei des Vaters [Daniel Weißenborn (1656-1722, ein Advokat]; nach gescheiterten Fluchtversuchen mußte sie auf dessen Betreiben 13 Monate (Mai 1712 bis Juni 1713) in Polizeigewahrsam verbüßen, kehrte danach aber zu ihm zurück. 1717 verließ sie endgültig ihr Vaterhaus und schloß sich mit dem Lateinschüler Johann Neuber [1697-1759] der Komödiantentruppe Christian Spiegelbergs in Weißenfels an. Bald darauf wechselten sie zur Haack-Hoffmannschen Truppe, bei der sich ihr Talent entfaltete. (…) 1727 übernahm das Ehepaar N. [seit 1718 verheiratet] die Prinzipalschaft der verwaisten Truppe und erlangte zunächst das kursächs.-poln., später auch ein braunschweig-lüneburg-wolfenbüttel. und ein schleswig-holstein. Privilegium. Gemeinsam mit Gottsched verfolgte N. mit ihrer Truppe das Ziel, die auf den Wanderbühnen vorherrschenden derben, oft zotigen Entartungen des in Deutschland heruntergekommenen Stegreifspiels und die schwülstigen ‚Haupt- und Staatsaktionen‘ abzuschaffen und, ganz im Sinne der frühen Aufklärung, in lehrhafter Absicht über das lebendige Beispiel von der Bühne her sittlich-moralische Werte für ein besseres menschliches Zusammenleben zu vermitteln, nach ihren eigenen Worten ‚die Menschen nicht sowohl zum Lachen zu reizen als solche zu verbessern‘. (…) [1]
Caroline Neuber verwarf Gaukelei und wildes Possenspiel und orientierte sich stattdessen in Repertoire und Darstellungsweise an der französischen Klassik mit ihrem Geist edler Gefasstheit, Würde und Pflicht. Um das gesellschaftliche Ansehen des als ‚Fahrendes Volk‘ diskreditierten Schauspielerstandes zu verbessern, stellte sie die unverheirateten jungen Mädchen unter ihre Aufsicht und drängte sie zur Ehe. Die unverheirateten Männer nahm sie als Kostgänger, damit sie nicht ins Wirtshaus gingen.
„Von ihrem Hauptwirkungsort Leipzig aus, wo sie während ihrer Schaffenszeit 1727-50 fast jährlich spielte, trug N.s Truppe ihre Bestrebungen nach Hamburg und Dresden und gastierte bis 1740 mehrfach in Blankenburg, Braunschweig, Kiel, Hannover, Frankfurt/M. und Nürnberg, vereinzelt auch in Freiberg, Wittenberg, Merseburg, Lübeck, Lüneburg, Salzdahlum, Straßburg, Metz, Hubertusburg, Altenburg und Gotha (…).“ [2]
„Wir haben uns bisher mit unserer Gesellschaft bemüht, die deutsche Schaubühne von all dem Wuste zu reinigen, welcher sie billig bei allen Vernüftigen verhaßt gemacht. Die ganze Stadt wird uns das Zeugnis geben, wie standhaft wir bisher diese Arbeit fortgesetzt, und wie eifrig wir uns diese Verbesserung angelegen sein lassen“, schrieb die Neuberin 1737 an den Hamburger Rat, um eine Spielgenehmigung zu erwirken. Und in einer „Beilage“ stellte sie den Nutzen der Schauspielkunst für den Staat dar: „Sie erwecket eine Liebe zu der Obrigkeit, eine Hochachtung für die Gesetze und eine Neigung zu der vernünftigen Freiheit.“ [3] Obwohl sie das erbetene Privileg, zwölf Jahre in Hamburg spielen zu dürfen, um Ruhe für eine kontinuierliche Arbeit zu haben, nicht erhielt, pachtete sie 1738 das Hamburger Opernhaus. Doch dem an Opernhaus und Amüsement gewöhnten Publikum missfiel das Neue. Selbst als die Neuberin im zweiten Jahr gewisse Konzessionen an den Publikumsgeschmack machte, konnte sie das Theater nicht halten und zog nach einer bitteren Abschiedsrede 1740 weiter nach Petersburg. 1751 musste sie verarmt und verschuldet ihre Truppe aufgeben.
„Die N.schen Reformen und Anregungen waren wertvolle Vorleistungen für die Bemühungen um ein bürgerliches deutsches Nationaltheater.|“ [4]
Quellen:
1 Günther, Wolfram, "Neuber, Caroline" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 100-101 [Online-Version]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd118738577.html
2 ebenda.
3 Zit nach: deutsche Schauspielkunst. Zeugnisse zur Bühnengeschichte klassischer Rollen, gesammelt von Monty Jacobs. Leipzig 1913.
4 Günther Wolfram, a. a. O.
 

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