„Die Schauspielerin Hanne Mertens war das zweite von vier Kindern einer evangelischen Magdeburger Rechtsanwaltsfamilie. Dort wurde sie als Hanna Hermine am 13.4.1909, ihr Bruder Knut am 5.11.1912 geboren. Ihre Mutter Johanna war gebürtige Hamburgerin. Der Vater Hermann Mertens fiel 1914 als Hauptmann im Ersten Weltkrieg. Die Mutter zog mit den Kindern 1915 nach Berlin. Hanne Mertens besuchte dort bis 1928 das Lyzeum.
Hanne Mertens, Bildquelle: Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme
Am 15. Oktober 1932 heiratete Hanne Mertens in Düsseldorf-Oberkassel Heinz Gustav Adolf Alfred Beller (geb. 20.12.1907 in Berlin-Steglitz). Er war Rechtsassessor und Scharführer der SA. Die Ehe wurde bereits am 8. November 1933 wieder geschieden.
Ihre Ausbildung absolvierte Hanne Mertens von 1928 bis Oktober 1930 an der staatlichen Schauspielschule in Berlin. Von 1930 bis 1932 war sie am Berliner Staatstheater engagiert und spielte kleine Rollen. Im August 1932 ging sie nach Düsseldorf und war dort bis 1934 am Schauspielhaus und Städtischen Theater beschäftigt. Ab 1934 war sie in Berlin am Theater am Nollendorfplatz und der Volksbühne engagiert. 1938 spielte sie erstmals eine kleine Nebenrolle im Film ‚Unsere kleine Frau‘, 1938/ 1939 dann ‚Ich verweigere die Aussage‘ mit Olga Tschechowa. 1941 drehte sie mit Liesel Karlstadt ‚Alarmstufe V‘.
1938 ging Hanne Mertens an die Münchner Kammerspiele unter dem Intendanten Otto Falckenberg. Ihre erste Rolle dort hatte sie in Friedrich Schillers ‚Kabale und Liebe‘. Sie war beim Münchner Publikum sehr beliebt, bekannt als Lady Milford, Königin Elisabeth und Zarin Katharina.
Bereits am 9. März 1940 kam es zu einer Auseinandersetzung mit Otto Falckenberg. Eine Premiere, ‚Das Einhorn von den Sternen‘ von William Butler Yeats, endete in einer Massenschlägerei. Hanne Mertens war nicht besetzt worden, saß aber im Publikum und äußerte sich gegen das Stück. Dies hatte eine Abmahnung von Falckenberg zur Folge, und die Gestapo legte eine Karteikarte für sie an. Die Gestapo beließ es jedoch nach dem Eingreifen von Martin Bormann, dem damaligen Sekretär der NSDAP-Kanzlei, bei dem Eintrag ‚Störung des Betriebsfriedens‘. Ab diesem Zeitpunkt gab es ständige Streitereien zwischen der Intendanz und Hanne Mertens. Im Juni 1942 bot Falckenberg ihr die Vertragsauflösung an.
Unter ihren Kollegen galt Hanne Mertens als Nazispitzel, unter anderem wegen des Kontakts zu NSDAP-Reichsleiter Martin Bormann, den sie 1939 kennen gelernt hatte. Andererseits war sie mehrfach von der Gestapo vorgeladen und verwarnt worden, da sie sich offen gegen den Krieg und den Nationalsozialismus ausgesprochen hatte und immer wieder über Hitler und Goebbels spottete. Laut Falckenberg äußerte sie sich ‚heute gegen die Nazis, morgen gegen die Alliierten‘ und stand wohl seit 1937 unter Gestapo-Beobachtung, auch wegen häufiger Reisen nach Prag zu einem Bekannten, einem tschechischen Offizier.
Hanne Mertens wurde immer als sehr begabt und ehrgeizig beschrieben, aber auch als Unruhestifterin und durch ihr Temperament in politischen Äußerungen unberechenbar. Einige Ensemble-Mitglieder hielten sie auch für intrigant.
Im Januar 1943 war Hanne Mertens über die Besetzung einer Hauptrolle, der Orsina, in Lessings ‚Emilia Galotti‘ erbost, da sie die von Falckenberg vorgesehene Schauspielerin für nicht qualifiziert genug hielt. Sie versuchte ihre Kollegen davon zu überzeugen, die bevorstehende Premiere zu sprengen und einen Theaterskandal zu inszenieren. Intendant Otto Falckenberg erfuhr davon. Es folgten gegenseitige schwere Anschuldigungen politischer Natur. Hanne Mertens wandte sich an den Oberbürgermeister Münchens. Auch die Gestapo und der Leiter der Landestheaterkammer wurden einbezogen. Am 17. Februar 1943 bat Hanne Mertens um fristlose Vertragslösung.
Als im Frühjahr 1943 Robert Meyn, der Intendant des
Thalia Theaters, zum 100-jährigen Bestehen das Ensemble aufstockte, nahm sie sein Angebot zum Wechsel nach Hamburg gerne an. Sie sah darin auch die Chance, weiteren Konflikten mit der Gestapo in München zu entgehen. Die Spielzeit 1943/44 eröffnete das
Thalia Theater im September mit einer Tournee. Da die Staatsoper bei Luftangriffen zerstört worden war, bezog diese die Räume des
Thalia Theaters. Das Sprechtheater wich in das ehemalige jüdische Kulturhaus in der
Hartungstraße aus, welches Robert Meyn ‚Kammerspiele des
Thalia Theaters‘ nannte. Ihren ersten Auftritt hatte Hanne Mertens am 6. Oktober 1943 in der Komödie ‚Das unterschlug Homer‘. Es folgte die Mutter Wolffen in der Komödie ‚Der Biberpelz‘ von Gerhart Hauptmann und die Hauptrolle in Henrik Ibsens ‚Hedda Gabler‘.
Hanne Mertens galt in Hamburg als große Neuentdeckung und spielte sich in die Herzen des Publikums. Sie erwarb sich einen Ruf als starke Persönlichkeit, die auch langweilige Rollen in unverwechselbare Figuren verwandelte. Intendant Meyn bezeichnete sie als hochgradig nervös, gereizt, unbeherrscht in ihren Äußerungen und bat sie öfters, sich zusammenzunehmen. Auch in Hamburg sagte sie ihre Meinung, widersetzte sich gesellschaftlichen Zwängen und schien sich dabei aufgrund ihrer Prominenz und vermeintlich guten Beziehungen sicher zu fühlen.
Ab August 1943 bis Ende 1944 gab sie Schauspielunterricht in ihrer Wohnung. Zu ihren Schülerinnen zählten: Angelica Krogmann (Tochter des damaligen Hamburger NS-Bürgermeisters, später Schriftstellerin), Susanne von Almassy (später Filmschauspielerin) und Margund Sommer (später u. a. bei Gründgens am Schauspielhaus).
Am 1. September 1944 wurden die Theater und Schauspielschulen auf Grund eines Erlasses von Goebbels geschlossen, Schauspieler und Techniker in der Rüstungsindustrie oder mit Heimarbeit beschäftigt. Hanne Mertens sollte Putzfrauenarbeiten im Theater verrichten. Sie teilte Robert Meyn mit, dass sie dazu gesundheitlich nicht in der Lage sei. Bereits seit der Lyzeumszeit war sie lungenkrank. Am 22. September 1944 unterzog sie sich im Krankenhaus Eppendorf einer überfälligen Unterleibsoperation und wurde am 31. Oktober in den Erholungsurlaub entlassen. Im Dezember 1944 wurde das Ausweich-Theater in der
Hartungstraße in ein Kino umgewandelt, die UFA-Kammerspiele. Das
Thalia Theater nahm seine Arbeit im Januar 1945 in seinem eigenen Haus mit dem Stück ‚Der Biberpelz‘ wieder auf.
Als Hanne Mertens eines Abends im Januar 1945 noch spät bei einer Nachbarin vorbeischaute, hatte diese Besuch. Es entwickelte sich schnell eine gesellige Runde und Hanne Mertens spottete über Hitler und andere Parteigrößen und sang ein Lied: ‚Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei ... erst Adolf Hitler und dann die Partei‘. Doch wusste sie nicht, dass zwei der Gäste von der Gestapo und nicht, wie behauptet, Beamte des Wirtschaftsamtes waren. Der Schlager ‚Es geht alles vorüber‘ war in dieser Zeit sehr beliebt. Er wurde nicht mehr im Rundfunk gespielt, da folgende Version kursierte: ‚Es geht alles kopfüber, es geht alles entzwei; erst fliegt Adolf Hitler, dann seine Partei.‘
Hanne Mertens wurde am 6. Februar 1945 auf der Straße verhaftet und mit der Hochbahn in das Gestapogefängnis Fuhlsbüttel gebracht. Der Grund: ‚Wehrkraftzersetzung‘.
Es folgten Verhöre mit Beschimpfungen, Misshandlungen und der Drohung, die ‚Akte aus München‘ liege vor, sie käme unter keinen Umständen davon. Sie wurde ohne Schutzhaftbefehl festgehalten.
Gertrud Meyer, eine Mitgefangene, bezeugte später: Hanne Mertens habe angegriffen ausgesehen, ein Bein nachgezogen und Dunkelarrest im Käfig erhalten. Der Grund war, das Hanne Mertens sich Soldatenstrümpfe übergezogen hatte, die sie stopfen sollte. Für
Gertrud Meyer rezitierte sie Gedichte.“
[1] Über die Begegnung mit Hanne Mertens schrieb
Gertrud Meyer: „Es ist ein eisiger Tag, dieser 5. Februar 1945. Soeben trifft im Gestapo-Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel der Transport mit den heute verhafteten Frauen ein. Man hört das Schließen der Außentür, Tritte von vielen Füßen. Mit grellen Kommandostimmen jagen die SS-Aufseherinnen die Angekommenen die Kellertreppe hinunter. Erschreckt und beklommen drängen sich die Ankömmlinge in dem fast dunklen Keller zusammen. Während eine SS-Aufseherin mit der Taschenlampe leuchtet, hakt die andere auf der Transportliste die aufgerufenen Namen ab. Die andere Aufseherin stochert mit einer Stricknadel in den Haaren und sucht nach Läusen. Danach befiehlt sie den Frauen, die Schuhe auszuziehen und diese ausgerichtet nebeneinander an die Wand zu stellen. Nun müssen sie sich ausziehen. Wäsche, Kleider, Mäntel zu einem Bündel zusammenrollen. Dann schließt die Aufseherin den Duschraum auf und schaltet das Licht ein. Zwei Frauen haben blutunterlaufene Striemen und Flecke. Jetzt sehe ich auch die Frau, die mir auf dem Flur schon aufgefallen ist und auf den Namen Mertens antwortet, gut gewachsen, dunkelhaarig, ein herbschönes Gesicht. Ihre Bewegungen sind fast hölzern, entweder ist sie krank oder sie wurde bei der Gestapo mißhandelt. Sie streckt die Arme nach oben, dreht und wendet sich und läßt das warme Wasser mit sichtbarem Genuß an sich herunterrieseln (...). Nach mehrtägigen Verhören im Gestapohaus erscheint Frau Mertens heute zum erstenmal in der Freistunde. Wir wissen inzwischen, dass sie die Schauspielerin Hanne Mertens vom
Thalia Theater ist. Für uns Politische ist sie die Kameradin Hanne, um die wir uns Sorgen machen.
Hanne sieht angegriffen aus und zieht ein Bein nach. Die SS-Weiber treiben Hanne mit Schlägen und Fußtritten vor sich her. Die Hauptwachtmeisterin schließt die Käfigzelle auf, stößt Hanne hinein. Ein anderes SS-Weib geht um den Käfig herum zum Fenster und zieht das schwarze Rollo herunter – also Dunkelarrest! Der Riegel knallt vor, die Zellentür wird verschlossen.
Wir alten Häftlingshasen wissen, was dieser Arrest bedeutet: als Nahrung täglich zwei Schnitten trockenes Brot und einen Becher Wasser, jeden vierten Tag eine warme Mahlzeit, im Käfig das Klosett und eine nackte Pritsche ohne Decke. Die Haftdauer ist verschieden, mindestens aber eine Woche.“
[2] „Für das Gestapogefängnis Fuhlsbüttel existierte seit 1944 für den Fall der Annäherung alliierter Streitkräfte ein Räumungsplan, der sich 1945 als undurchführbar erwies. Die Gefangenen wurden in drei Gruppen geteilt. Die erste Gruppe wurde entlassen, die zweite musste nach Kiel-Hassee marschieren. Die dritte Gruppe umfasste 71 Menschen, die auf der sogenannten Liquidationsliste zur Ermordung vorgemerkt waren. Sie enthielt vorwiegend politische Gefangene, welche am 20. April 1945 in das Konzentrationslager Neuengamme überführt wurden. Unter den dreizehn Frauen waren außer Hanne Mertens auch
Annemarie Ladewig ,
Elisabeth Rosenkranz und
Erika Etter. Da es keinen Gerichtsbeschluss gab, dachten die Frauen, dass sie entlassen würden. Doch sie wurden in der Nacht vom 21. auf den 22. April 1945 ermordet. Sie wurden im Gang des Häftlingsbunkers an einem langen Balken unter der Decke erhängt. Eine der Frauen hatte sich unter einer Bank versteckt, wurde entdeckt, brutal an den Haaren hervorgezogen und von einem SS-Mann erschlagen oder erschossen. Dabei soll es sich um Hanne Mertens gehandelt haben.
Die Ermordung der 71 Menschen löste später mehrere Prozesse aus. Auf welche Weise aber das gesungene Lied bei der Gestapo gemeldet und ob der Vorfall absichtlich provoziert worden war, konnten die Gerichte nie aufklären.“
[1] wesentlicher Text: Maike Bruchmann aus
www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen: 1 Text Maike Bruchmann. Von ihr benutzte Quellen: Herbert Diercks: Gedenkbuch "Kola-Fu", Für die Opfer aus dem Konzentrationslager, Gestapogefängnis und KZ-Außenlager Fuhlsbüttel, Hamburg 1987, S. 46, 56–57;
Ursel Hochmuth/
Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933–1945, Berichte und Dokumente, Frankfurt am Main 1980, S. 462;
www.filmportal.de (eingesehen am 19.08.2007); Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich, Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2007, S. 406–407; Andreas Klaus: Gewalt und Widerstand in Hamburg-Nord während der NS-Zeit, Hamburg 1986, S. 35; VVN-BdA Kreisvereinigung Hamburg-Nord, Willi-Bredel-Gesellschaft-Geschichtswerkstatt e.V. (Hrsg.), Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel, Erinnerungen–Dokumente–Totenliste, Initiativen für eine Gedenkstätte, Hamburg 1997, S. 58–60; Schüler des Gymnasiums
Ohmoor informieren, Gedenken heisst: Nicht schweigen, 11 neue Straßen in Niendorf zu Ehren von Frauen und Männern des Widerstandes, Hamburg 1984, S. 37–39; GET, Akte "Hanne Mertens", darin u. a. Gerichtsakten 14 Js. 191/48 und Az. (50) 27/49 14 Js. 259/47; Ute Kiehn: Theater im "Dritten Reich": Volksbühne Berlin, Berlin 2001, S. 175, 245; Hans Daiber: Schaufenster der Diktatur. Theater im Machtbereich Hitlers, Stuttgart 1995, S. 253; Friedjof Trapp u.a. (Hrsg.): Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933–1945, Biographisches Lexikon der Theaterkünstler, Teil 2, L–Z, München 1999, S. 661;
Gertrud Meyer: Nacht über Hamburg, Berichte und Dokumente 1933–1945, Frankfurt/Main 1971, S. 103–109, 113–114, 131–132; Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie Personenlexikon, Band 3, Göttingen 2006, S. 250–251; Dokumente aus dem Privatbesitz von Gernot Sommer; Universität Hamburg, Zentrum für Theaterforschung, Hamburger Theaterarchiv: Heiratsurkunde, Fragebogen Reichsfachschaft Film, Fragebogen Reichstheaterkammer/Fachschaft Bühne, sowie H. H. Kräft, Die Haken am Kreuz, Gedanken zu Hanne Mertens. Schauspielerin am
Thalia Theater 1943–1945, nach 1983; Erik Verg: Hamburg 1945 – 20 Tage zwischen Tod und Leben, Hamburg 1945, S. 10.
2Gertrud Meyer: Begegnung mit der Schauspielerin Hanne Mertens, in:
Gerda Zorn,
Gertrud Meyer: Frauen gegen Hitler. Frankfurt a. M. 1974.
Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben (Datenbank Stand: Mai 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.
Stand Mai 2024: 1319 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.
In Zeiten von Corona: Entdecken Sie ihre direkte Nachbarschaft und Umgebung neu! Wir laden Sie ein mit der Frauenbiografien-Datenbank ihre direkte Nachbarschaft und Umgebung ganz neu kennenzulernen. (PDF, 138,5 KB)
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Ein herbstlicher Spaziergang auf den Spuren zu Hamburgs bedeutenden Frauen und ihren Geschichten. Bei 70 Einträgen in der Frauenbiografien-Datenbank können sich Interessierte von Schauspielerinnen und Schauspielerin gespielte Szenen anhören.
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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2867 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden). Nur 483 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (73). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Mai 2024).
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.
Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:
„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“
Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und -notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.
Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.
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