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Frauenbios

Frauenbewegung an den Hamburger Hochschulen

( Frauenbewegung an den Hamburger Hochschulen in Zeiten der Neuen Frauenbewegung )
Von-Melle-Park: Universität Hamburg
Siehe auch: Akademikerinnenbund Hamburg
Siehe auch: Amalie Dietrich Haus
Siehe auch: Frauenstudien-Frauenforschung
Siehe auch: Expertinnen-Beratungsnetz Hamburg
Hauptgebäude Universität Hamburg

Von Ende der 1960er-Jahre bis Ende der 1990er-Jahre

Bevor die Neue Frauenbewegung sich in Deutschland etablierte, hatte sich z. B. der 1928 und dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1948 wieder neu gegründete Akademikerinnenbund, dem damals viele Frauen aus der alten Frauenbewegung vor 1933 angehörten, um die Situation der Studentinnen an den Hochschulen gekümmert. So wurden z. B. Studentinnenabende veranstaltet, der erste im Januar 1951, um die Probleme, Sorgen und Erfahrungen der jungen Frauen kennen zu lernen. 1960/61 konnte das erste Studentinnenheim eröffnet werden. und 1971 forderte der Akademikerinnenbund die Einrichtung von Universitätskindergärten, allerdings ohne Erfolg.
Als in Zeiten der Studenten(!)bewegung sich 1968 der erste „Weiberrat“ in Frankfurt am Main gegründet hatte, begannen Studentinnen mit antiautoritären Aktionen gegen den „Muff der 1000 Jahre“ anzukämpfen. „Engagierte Frauen erkennen aber bald, daß sie bei Aktionen zuarbeiten, an zentralen Entscheidungen nicht beteiligt sind, weil sie kochen, Kinder betreuen, Küchen und Klos putzen. Das soll sich im ‚Aktionsrat zur Befreiung der Frauen’ oder im ‚Sozialistischen Frauenbund’ ändern. Sie rebellieren laut und leise, privat und öffentlich, bewerfen die Genossen Großtheoretiker des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) mit Tomaten und Parolen wie: ‚Befreit die sozialistischen Eminenzen von ihren bürgerlichen Schwänzen’. Die Frauen bilden Lesezirkel zur Lektüre von Bebel, Zetkin, Luxemburg, Kollontai, Arendt und schieben Paragraph 218-Kampagnen. Das ent-setzt Männer, ent-machtet sie, ent-geistert stürzen sie sich auf die Feministinnen, Hexen. Die lachen, lästern laut, launig, lustig und listig. Das ist ihre Kür.“ (Aus: Frauen an Hamburger Hochschulen, hrsg. von der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten und -referentinnen an Hamburger Hochschulen –LaKoF–, Hamburg 1998, S. 8f.).
1969 gründete sich aus Wut und Enttäuschung über die patriarchalen Strukturen innerhalb des „Sozialistischen Deutschen Studentenbundes“ (SDS) (siehe zur Geschichte des SDS in Hamburg unter: www.sds-uhh.de/?page_id=446) die „SDS-Frauengruppe Hamburg“. Sie machten mit dem „Busen-Prozess“ Schlagzeilen. Während einer Prozessverhandlung wegen Hausfriedensbruchs gegen eine Studentin, die einen Prozessverlauf gegen einen Anti-Springer-Demonstranten gestört hatte, ließen die Angeklagte und acht weitere Kommilitoninnen den Mantel fallen und zeigten den Richtern ihre entblößten Brüste. Der Richter ordnete die Entfernung der Frauen an. Nachdem ihre Personalien aufgenommen worden waren, konnten sie gehen - es gab kein juristisches Nachspiel für die Frauen.
An den Hamburger Hochschulen bildeten sich im Zuge der Neuen Frauenbewegung Frauengruppen, so z. B. die Frauengruppe der Hochschule für Bildende Künste. Diese veranstaltete 1975 gemeinsam mit der „Hamburger Frauengruppe“ die ersten Frauen-Filmtage in Hamburg. Im Laufe der Jahre wurden Stellen für Frauenbeauftragte und Studiengänge für Frauenforschung eingerichtet. Im Folgenden einige Beispiele für Aktivitäten von Frauen und für Frauen an Hamburger Hochschulen bis Ende der 1990-er Jahre:
1977 wurde während des studentischen Streiks gegen das Hochschulrahmengesetz (HRG) im Rahmen der demokratischen Gegenhochschule eine breite Diskussion über „Frauenthemen“ ausgelöst. Höhepunkt dieser Diskussionen waren das „Zentrale Tribunal“ am 6. Dezember 1977, zu dem der VDS-Projektbereich Frauen sowie die AStA-Frauenreferate der Universität und der Hochschule für Wirtschaft und Politik aufriefen. Unter dem Motto „Gleiche Rechte für Frauen in Hochschule und Beruf“ diskutierten Frauen der GEW, des DGB, des „Bundes demokratischer Wissenschaftler“ und der „Demokratischen Fraueninitiative“ über Erscheinungen der Diskriminierung von Frauen in der BRD, insbesondere über deren Arbeitslosigkeit.
Im selben Jahr fand zum ersten Mal am Historischen Seminar der Universität Hamburg ein Frauenseminar statt. Unter der Leitung von Dr. Sigrid Matzen-Stöckert wurde das Thema: Zur Lage der Frau im Nationalsozialismus behandelt.
1979 initiierten Studentinnen der Universität Hamburg das Projekt „Frauengrundstudium Hamburg“. Ihre Beweggründe formulierten sie wie folgt: „Frauen mißlingt der Studieneinstieg eher als Männern. Männer tendieren dazu, die Flucht nach vorne anzutreten und ihre Angst mit Großkotzigkeit zu verdecken, während Frauen allzu schnell zum stillen Rückzug bereit sind.“ Das Frauengrundstudium sollte „die Zusammenfassung der Erfahrungen mit unseren Frauenseminaren, was Thematik, Methodik und Arbeitsweise anbelangt [sein]“. Es „soll als zusätzliches Seminar vor allem für Frauen in den ersten drei Studiensemestern dienen“. (Selbstdarstellung vom Jahre 1982.)
Im selben Jahr veranstaltete das AStA-Frauenreferat der Universität Hamburg erstmals eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wissenschaft – für Frauenköpfe viel zu schwer?“ Kontrovers diskutiert wurde die Forderung einer Frauengruppe nach einem „interdisziplinären Institut zur Erforschung der Lage der Frau in unserer Gesellschaft“. Die Befürchtung wurde laut, damit würde Frauenforschung in den vorgeschriebenen Hochschulstrukturen institutionalisiert werden, welches zu viele Zugeständnisse an den herrschenden Forschungsbetrieb nach sich ziehen könnte.
1980 gründete sich z. B. der „Sozialistische Frauenbund Hamburg“ (SFB). Aus seiner Selbstdarstellung: „Als sozialistische Feministinnen sitzen wir zunächst zwischen allen Stühlen. Als Sozialistinnen reicht uns der Marxismus nicht, und wir sind bemüht, an seinen Defiziten zu arbeiten, als Feministinnen kämpfen wir an der Front der Männerunterdrückung. Wir begreifen uns als autonome, parteipolitisch unabhängige Frauenorganisation. Jede Frau arbeitet verbindlich in einer Arbeitsgruppe mit, zusätzlich ist aus jeder Gruppe eine Frau in der Öffentlichkeitsgruppe, auf dem monatlichen Plenum tragen die Gruppen ihre Ergebnisse zusammen, diskutieren wir über Schwerpunktthemen, überlegen uns öffentliche Veranstaltungen und Aktionen und fassen Beschlüsse.“
Im selben Jahr forderte der Akademikerinnenbund den Universitätspräsidenten auf, bei der Einstellung von Wissenschaftspersonal qualifizierte Frauen zu bevorzugen. Auf offene Ohren stieß dies nicht. Deshalb erarbeitete der Arbeitskreis „Hochschule“ des Akademikerinnebundes zwei Jahre später, 1982, ein Papier zur Verwirklichung der Gleichstellung der Frau an der Universität Hamburg und brachte dieses in Umlauf. Im darauffolgenden Jahr diskutierte der Akademikerinnenbund mit dem Universitätspräsidenten die Möglichkeit einer Quotenregelung. Es mussten dann aber noch drei weitere Jahre folgen, bis die Universität eine Richtlinie zur Erhöhung des Anteils von Frauen am wissenschaftlichen Personal der Universität erließ.
1981 organisierte die sich 1979/1980 gebildete „Hamburger Frauenforschungsinitiative“ erstmals ein bundesweites Treffen aller Frauenforschungsinitiativen zum Thema: „Probleme der Institutionalisierung von Frauenstudien und Frauenforschung“. Im Dezember desselben Jahres reichte die Initiative zur Finanzierung bei der Behörde für Wissenschaft und Forschung und dem Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft das auf drei Jahre konzipierte Projekt: „Die Bedingungen und Möglichkeiten zentraler und dezentraler Institutionalisierung von Frauenstudien und Frauenforschung“ ein. Ein Jahr später gründete sich daraufhin an der Universität Hamburg, der Fachhochschule und der Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) ein Frauenforschungsprojekt als hochschulübergreifendes Drittmittelprojekt. Es gehörte zu den ersten größeren institutionalisierten Frauenforschungsprojekten an bundesrepublikanischen Hochschulen. Das Forschungsprojekt ging den Fragen nach: Wie kann durch die Öffnung der Hochschulen den vielfältigen Erwartungen von Frauen inner- und außerhalb der Hochschulen an Wissenschaft und Forschung Rechnung getragen werden? Wie können die Frauen ihre problemspezifischen Kenntnisse aus der Praxis in die Wissenschaftsdiskussion einbringen und Wissenschaft zur Veränderung der Praxis eingesetzt werden? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten können die Hochschulen bieten, um dem bisherigen Defizit an Bildungschancen für Frauen entgegenzuwirken? Wie müssen die institutionellen Bedingungen der Hochschulen modifiziert werden, um Frauen ein chancengleiches Arbeiten und Lernen zu ermöglichen?
In seinen Anfangszeiten begleitete das Frauenforschungsprojekt ausgewählte Frauenseminare, um genauere Informationen darüber zu erhalten, was Frauenseminare sind und wie sie ablaufen. So besuchte das Frauenforschungsprojekt z. B. das Seminar von Wolfgang Bachofer (Universität Hamburg) zum Thema: „Gibt es eine geschlechtsspezifische Sprache?“, das Seminar von Helga Milz und Sybille Raasch an der HWP zum Thema: „Frauenbewegung und Arbeiterbewegung“ oder das Seminar von Meike Plesch (Fachhochschule FB Sozialpädagogik) zum Thema: Theorie/Praxisseminar: Sozialarbeit mit Frauen“.
„Das ursprünglich von der Frauenforschungsinitiative geplante Konzept [des Frauenforschungsprojektes] einer basisdemokratischen Organisationsform konnte allerdings in der Universität nicht durchgesetzt werden. So sahen viele Frauen, die anfangs in der Initiative mitarbeiteten, auch die Gefahr eines mit hohen finanziellen Mitteln konventionell eingerichteten Projekts. Von den Wissenschaftlerinnen, die anfangs mit großem Energieeinsatz in der Forschungsinitiative arbeiteten, hatten alle in ihrer wissenschaftlichen Arbeit massive Schwierigkeiten bekommen. Die aktivste Initiatorin des Projektes, die Historikerin Sigrid Matzen-Stöckert, nahm sich im Herbst 1980 das Leben. Von den Erziehungswissenschaftlerinnen hatte nur Uschi Pixa-Kettner, nach langen Verzögerungen ihres Überleitungsverfahrens in Hamburg, in Bremen eine feste Professorinnenstelle bekommen. Elke Leuschner verließ die Universität, weil sie die Arbeits- und Lebensbedingungen dort unmenschlich fand. Dörte Brinkmann hat seit über zwei Jahren ihr Verfahren für die Überleitung auf eine feste Stelle laufen,“ hieß es in der Hamburger Frauenzeitung Nr. 3. aus dem Jahr 1983.
Seit dem Wintersemester 1982/83 bot die Hochschule für Wirtschaft und Politik kontinuierlich Frauenkurse an, in denen Frauen frauenspezifische Themen bearbeiteten, die vom Lehrbetrieb nicht berücksichtigt wurden. Und studentische Vertreterinnen des Institutsrats des Institutes für Soziologie der Universität Hamburg vergaben zum ersten Mal sogenannte Frauenlehraufträge.
Außerdem bildete sich 1982 erstmals an der Universität Hamburg ein Arbeitskreis von Studentinnen, der sich als „AG Frauenarbeit in der Geschichte“ konstituierte und ganz bewusst nicht in den universitären Strukturen behaftet bleiben wollte, weil er den politische Anspruch hatte, seine Forschung nicht nur im akademischem Kreis zu behandeln und publik zu machen, sondern es als seine politische Verpflichtung ansah, seine Forschungsergebnisse so aufzubereiten, dass diese der breiten Öffentlichkeit verständlich zugänglich wurden.
1983 fand in Hamburg die erste Fachtagung feministischer Literaturwissenschaftlerinnen statt. Sie behandelte das Thema: Das Verhältnis von Frauenbildern in Schriften männlicher Autoren zur Literaturproduktion von Frauen. Bereits 1978 war an der Universität Hamburg ein Projekt zu Frauenbildern und Frauenliteratur entwickelt worden.
Im SS 1984 fand an der Universität Hamburg im Rahmen des Allgemeinen Vorlesungswesens erstmals eine Frauen-Ring-Vorlesung statt. Im selben Jahr erließ die Universität Hamburg eine „Richtlinie zur Förderung von Frauen an den Hochschulen“. Damit wurde die Frauenförderung bei Stellenbesetzungsverfahren und das Amt einer Frauenbeauftragten verbindlich eingeführt.
Außerdem kamen 1984 die Universität Hamburg, die damalige Fachhochschule Hamburg und die damalige Hochschule für Wirtschaft und Politik überein, eine Koordinationsstelle (KO-Stelle) (siehe unter: Frauenstudien-Frauenforschung) und die Gemeinsame Kommission (GK) für Frauenstudien und Frauenforschung zu installieren. Zuerst arbeitete sie als einfaches ABM-Projekt. Die KO-Stelle verstand sich als eine Arbeits-, Service- und Beratungsstelle für Hochschulfrauen, Studierende und Lehrende, die sich in Vorlesungen, Seminaren Abschlussarbeiten etc. mit frauenspezifischen Themen befassen wollten. Sie war eine wichtige Dokumentationsstelle für Frauenforschung, Gender-Studies und feministische Theorie der verschiedenen Fachbereiche an Hamburger Hochschulen. Ab 1985 erhielt sie die Funktion der Geschäftsstelle der „Gemeinsamen Kommission Frauenstudien und Frauenforschung“ (GK), die sich in diesem Jahr gründete. Sie entstand aus einem Kooperationsvertrag zwischen der Universität, der Fachhochschule und der Hochschule für Wirtschaft und Politik, der ein hochschulübergreifendes Gremium aus Professorinnen, Dozentinnen, Studentinnen und anderen Hochschulangestellten vorsah. Aufgabe der „Gemeinsamen Kommission“ war es, Grundsätze und Formen der Zusammenarbeit weiterzuentwickeln, gemeinsame Forschungsvorhaben anzuregen, zur Verbesserung der Kooperation mit Institutionen der Praxis beizutragen und Lehr-, Weiterbildungs- und Vortragsveranstaltungen zu koordinieren. Sie vergab Lehraufträge im Bereich Frauenforschung, förderte Ringvorlesungen, Tagungen, Dokumentationen etc. 1988 erweiterte sie ihren Aufgabenbereich auf die Technische Universität Hamburg Harburg, die Evangelische Fachhochschule, die Hochschule für Musik und Darstellende Künste, die Hochschule für Bildende Künste und die Verwaltungshochschule.
Des Weiteren konstituierte sich am Interdisziplinären Zentrum für Hochschuldidaktik (IZHD) ein hochschulübergreifendes Frauencolloquium – Colloquium zu Fragen der Frauenforschung. Dieses Colloquium hatte das Hamburger Frauenforschungsprojekt ins Leben gerufen. Es bot einen Ort, an dem sich Studentinnen verschiedener Semester und Hochschulen austauschen konnten.
An der Hamburger Universität war der Anteil der Professorinnen von 4,1 im Jahr 1979 auf gerade mal 5,4 Prozent im Jahre 1984 gestiegen. Schon aus diesem Grund wurde es immer dringender, etwas dagegen zu unternehmen. Am 24.1. 1985 traten an der Universität Hamburg dann endlich auch die „Richtlinien zur Erhöhung des Anteils von Frauen am wissenschaftlichen Personal der Universität Hamburg“ in Kraft. Um die Anzahl z. B. der Professorinnen zu erhöhen (damals 1985 5%) sollten in Zukunft bei gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt eingestellt werden. Ähnliche Richtlinien gaben sich auch die Fachhochschule, die Hochschule für Wirtschaft und Politik und die TUHH.
1994, Infoblatt für Schülerinnen, Quelle: Staatsarchiv Hamburg
Um die Frauenförderung an den Hochschulen voranzutreiben, wurde ein Jahr später, 1986, die „Arbeitsstelle Frauenförderung“ der Universität Hamburg als eine Stabsstelle für die Frauenbeauftragte des Akademischen Senats und als spezielle Stabsstelle der Frauenpolitik für das Hochschulpräsidium eingerichtet (später umbenannt in „Stabsstelle Gleichstellung“).
1994, Infoblatt für Schülerinnen, Quelle: Staatsarchiv Hamburg
Doch trotz dieser Einrichtung und der gültigen Frauenförderrichtlinie aus dem Jahre 1985, musste 1987 festgestellt werden, dass in vielen Fachbereichen die Umsetzung der Richtlinie noch ausstand und der Anteil der Wissenschaftlerinnen gering geblieben war. Deshalb verlangte die Frauenbeauftragte der Universität, Prof. Dr. Barbara Vogel, die Benennung von Frauenbeauftragten in allen Fachbereichen und die Entwicklung von Frauenförderplänen.
Zurück zum Jahr 1985: In diesem Jahr erhielten erstmals an der Hamburger Universität Studentinnen, die das Magister-Examen bestanden hatten, den „Magistra Artium“ Titel und nicht mehr den Titel „Magister Artium“. Und auch an der Hochschule für Wirtschaft und Politik wurde nun mehr auf eine geschlechtergerechte Sprache geachtet. So wurde eine Aufnahmeprüfungsordnung in weiblicher Sprachform abgefasst unter Anfügung des Zusatzparagraphen: „Männliche Personen führen Funktionsbezeichnungen in männlicher Form“. Am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg gründete sich das „Frauenplenum“. Es organisierte den in jedem Semester zu vergebenen feministisch-theologischen Lehrauftrag Und am Literaturwissenschaftlichen Seminar wurde die „Arbeitsstelle für feministische Literaturwissenschaft“ ins Leben gerufen. Ihre Leiterin war Prof. Dr. Inge Stephan. 2011 wurde die Arbeitsstelle umbenannt in „Arbeitsstelle für Gender-Forschung und Kulturtheorie“. (siehe zum Thema „Gender“ den Eintrag von Elsbeth Müller über die Hamburger Frauenbewegung in den Jahren 2000-2010.) Dazu heißt es 2006: „Aus wissenschaftspolitischen wie inhaltlichen Gründen wird gegenwärtig eine Umbenennung der seit 1985 existierenden, seinerzeit wegweisenden Arbeitsstelle für feministische Literaturwissenschaft diskutiert. Es muss sich um einen zeitgemäßen und mehr an aktuellen Forschungen orientierten Namen handeln, der im Kreise der gegenwärtigen und ehemaligen Leiterinnen festzulegen ist. Zur Wiedererlangung der Ausstrahlungskraft, die die Arbeitsstelle bis in die frühen 1990er Jahre hatte, ist es erforderlich, ihr ein innovatives Profil zu verleihen, das internationale Kontakte pflegt, ein wissenschaftliches Netzwerk etabliert und regelmäßige öffentliche Veranstaltungen anbietet. Des Weiteren wurden im Wintersemester 2005/06 von den Leiterinnen der Arbeitsstelle, Prof. Benthien und Prof. Gutjahr, Konzepte zur künftigen inhaltlichen Profilierung entwickelt. Zu nennen ist zum einen ein übergreifender Arbeitszusammenhang, der unter der Überschrift Philologie kultureller Differenzen die jeweiligen Arbeitsfelder der beiden Professuren zur Gender-Forschung (Benthien) und Interkulturellen Literaturwissenschaft (Gutjahr) zusammenführt. Der Titel zielt auf eine Pluralisierung des Differenzbegriff. (…)“ www.slm.uni-hamburg.de/forschung/arbeitsstellen-zentren/berichtsarchiv/femlit.html Ebenfalls 1985 richteten Studentinnen an der Fachhochschule Hamburg ein autonomes Frauenreferat ein. Es war vom AStA unabhängig und nur der studentischen Frauenvollversammlung rechenschaftspflichtig. Im selben Jahr gründete Professorin Dr. Angelika Wagner das „Netzwerk Hamburger Hochschulfrauen“, das sich die Entwicklung und Durchsetzung eines Gleichstellungsprogramms für Wissenschaftlerinnen, die Koordination von Frauenforschungsprojekten etc. zur Aufgabe machte. Das Netzwerk war Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen (ahf, später Landesfrauenrat Hamburg).
1987 bot die „Gemeinsame Kommission“ an der Universität erstmals eigene Lehrveranstaltungen zu frauenspezifischen Themen an, die von Studentinnen aller Hochschulen und Fachrichtungen besucht werden konnten. Und ein Jahr später erprobte die „Gemeinsame Kommission Frauenstudien/Frauenforschung“ zu ersten Mal das Modell „Frauenstudien Hamburg“. Es handelte sich dabei um eine 5-semestrige wissenschaftliche Weiterbildung für Frauen in/nach der Familienphase (siehe dazu unter: Frauenforschung-Frauenstudien).
1988, nahm das „Netzwerk Hamburger Hochschulfrauen“ Stellung zum Diskussionsentwurf der Behörde für Wissenschaft und Forschung zum Hochschulrechtsänderungsgesetz. Die Vorschläge der Netzwerkfrauen konzentrierten sich auf den Aspekt der Frauenförderung und enthielten die geforderte gesetzliche Sicherung der an den Hamburger Hochschulen schon in Satzungen festgelegten Praxis zur Frauenförderung. Die Vorschläge zielten darauf ab, Maßnahmen zur positiven Förderung von Frauen als gesetzlich verankerte Aufgabe der Hochschulen festzuschreiben, außerdem festzulegen, wer die Maßnahmen beschließt, sie kontrolliert, wer berichtet und wer die Effektivität beurteilt; des Weiteren festzulegen, wessen Aufgabe die positive Förderung sei und zu welchem Ziel sie führen solle. Das Netzwerk monierte fernerhin, dass es dem „Geist des Gesetzes und dem inzwischen verbreiteten Sprachempfinden [widerspreche], ausschließlich männliche Sprachformen zu verwenden (der Professor...)“.
Angesichts der desolaten Situation auf dem Gebiet der Frauenförderung, bildeten sich Initiativen, um die Sache voranzubringen. So gründete sich 1989 als Universitätsprojekt mit den Themenschwerpunkten „Alt hilft jung“ und „Frauen beraten Frauen“ das „ Expertinnen-Beratungsnetz Hamburg“. Dieses Projekt, angesiedelt bei der „Arbeitsstelle wissenschaftliche Weiterbildung“ der Universität Hamburg, wollte das in langjähriger Berufstätigkeit erworbene Erfahrungswissen älterer, beruflich hochqualifizierter Frauen („Expertinnen“) an junge Frauen weitergeben, um diese in den verschiedenen Phasen ihrer beruflichen Entwicklung zu fördern. Expertinnen berieten Frauen, die in das Berufsleben einstiegen, weiterzukommen, in Führungspositionen aufzusteigen, sich beruflich zu verändern oder sich selbständig machen zu wollten.
Die „Arbeitsstelle wissenschaftliche Weiterbildung“ der Universität Hamburg hatte ein Jahr zuvor (1988) das Projekt „Frauenweiterbildung“ initiiert, dessen Ziel u. a. war, die Entwicklung und Durchführung eines frauenspezifischen Weiterbildungsstudienganges war. So sollte Gasthörerinnen ein monatlich stattfindendes Begleitseminar angeboten werden, dass den Frauen den Eintritt in die Universitätsstrukturen erleichtern sollte.
Ein Jahr später, 1989, bildete sich dann an der Technischen Universität Hamburg Harburg eine Koordinationsstelle zur Verbesserung der Zugangs- und Studienbedingungen von Frauen im ingenieurwissenschaftlichen Bereich. Und ebenfalls 1989 gründete sich die „Kommission Frauenförderung an der Fachhochschule Hamburg“.
Die Frauen an den Hochschulen waren aber nicht nur mit der mangelnden Durchsetzung der Frauenförderrichtlinie unzufrieden. Auch die universitären Lehrinhalte ließen in Bezug auf die Erforschung von Frauenarbeits- und Lebensweisen sehr zu wünschen übrig. Deshalb gründete sich 1987 die „ Feministische Uni“. Sie richtete sich auch an nicht akademisch ausgebildete Frauen. Es wurden Studiengruppen zu Themen wie: Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Arbeit als feministischer Zukunftsentwurf, Sucht, Politikformen, literarische Utopien, Marxismus/Feminismus etc. angeboten.
Ein Ergebnis des 1989 an der Universität Hamburg durchgeführten Studierendenstreiks war die Einrichtung des „Interdisziplinären Feministischen Frauenplenums“, welches sich aus „Universitäts-Frauen“ der unterschiedlichen Fachbereiche zusammensetzte. Das Plenum bot autonome Seminare zu frauenspezifischen Themen an.
Im selben Jahr fand an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) eine Frauenringvorlesung statt. Mit ihr sollte den unsichtbar gemachten Spuren der Kunstproduktion von Frauen nachgeforscht werden. Die Hochschule war damals mit seinen 99% männlichen Lehrenden „männerquotiert“. Neben 55 Professoren gab es lediglich eine Professorin.
Zu Beginn der 1990-er Jahre bildete sich 1990 am Historischen Seminar der Universität Hamburg der „Arbeitskreis Historische Frauenforschung“. Er war Mitglied der „International Federation for Research in Women`s History“ im internationalen Historikerverband und hatte eine Datei der Historikerinnen und Historiker mit dem Forschungsschwerpunkt Frauen- und Geschlechtergeschichte erstellt.
Im selben Jahr gründete sich am Institut für Behindertenpädagogik der Universität Hamburg die „Arbeitsgruppe feministische Behindertenpädagogik.“
Ein Jahr später bekam nun endlich die „Richtlinie zur Förderung von Frauen an den Hochschulen“, nachdem sie sechs Jahre zuvor an der Universität Hamburg erlassen worden war, im Rahmen der Novellierung des Hamburger Hochschulgesetzes eine gesetzliche Grundlage. Im §3 hieß es nun: „Die Hochschulen wirken bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben darauf hin, daß Frauen und Männer ihrer Qualifikation entsprechende gleiche Entwicklungsmöglichkeiten haben und die für die weiblichen Hochschulmitglieder bestehenden Nachteile beseitigt werden. Sie stellen insbesondere Programme zur Frauenförderung auf und erlassen Richtlinien zur Erhöhung des Anteils von Frauen am wissenschaftlichen und künstlerischen Personal. Sie sind verpflichtet, auf eine angemessene Vertretung von Frauen in den Organen der Hochschule hinzuwirken. Sie legen in Abständen von zwei Jahren Erfahrungsberichte über die Frauenförderung nach diesem Gesetz vor.“
Ebenfalls 1991 verabschiedete Hamburg am 27.8. die Durchführung des Hochschulsonderprogramms II. Ein Programmteil sah die Förderung des Wiedereinstiegs von Frauen in die Forschung vor. Hierfür waren – meist einjährige – Wiedereinstiegs-Stipendien für Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen vorgesehen, die promoviert waren oder vergleichbare Leistungen vorweisen konnten.
Auch bei der Fachhochschule Hamburg tat sich etwas im Bereich „Frauenförderung“. So verabschiedete im Juli 1991 die Fachhochschule Hamburg die „Grundsätze zur Frauenförderung an der FH HH“. Und an der Fachhochschule Hamburg und der Technischen Universität begann im Herbst 1991 das vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft und dem Land Hamburg geförderte Modellvorhaben „Technik entdecken – zur Verbesserung der Zugangs- und Studienbedingungen von Frauen in Ingenieurwissenschaften“. In zweimal jährlich stattfindenden Orientierungskursen sollten technische Studiengänge in das Blickfeld von Schülerinnen gerückt werden.
Im Januar 1992 wurde dann der vom neuen Hamburger Hochschulgesetz vorgeschriebene „Ausschuss für Frauenförderung“ einberufen.
1993 kam es zu einem Eklat: Die Frauenbeauftragten der Hamburger Hochschulen traten zum 11. 2. von ihrem Ehrenamt zurück. Sie beklagten die mangelnde Unterstützung zur Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Aufgaben und die Verweigerung zusätzlicher Personalmittel für wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Sachbearbeiterinnen. Doch der Boykott währte nicht lange. Am 8. April 1993 wurde an der Universität wieder eine Frauenbeauftragte gewählt.
Ebenfalls in diesem Jahr bildete sich beim Technischen- und Verwaltungspersonal der Universität Hamburg ein Frauennetzwerk, das ein wichtiges Bindeglied der Frauenbeauftragten zu den Mitarbeiterinnen in den Fachbereichen und senatsunmittelbaren Einrichtungen der Universität darstellte. Ziel des Projektes war es einerseits, die Frauenbeauftragten der Dienststelle und deren Stellvertreterin, die keine Freistellung hatte, zu entlasten. Andererseits sollte die Frauenförderung in allen Bereichen der Universität durch die Netzwerk-Frauen breit verankert werden. Mittelfristig sollte es mindestens eine Netzwerk-Frau geben, die als Expertin für Fragen der Frauenförderung Ansprechpartnerin ‘vor Ort’ sein sollte.
1994 richtete die Hochschule für Wirtschaft und Politik einen interdisziplinären Studienschwerpunkt „Frauenforschung und Geschlechterverhältnisse“ ein. Es handelte sich um ein dreisemestriges Projektstudium, das auch Studierenden anderer Hochschulen offen stand (bei Abschluss eines mindestens sechssemestrigen wirtschafts-, sozial- oder rechtswissenschaftlichen Studiums).
1995 erreichten die Frauenbeauftragten der Hochschule für bildende Künste, der Musikhochschule und der Hochschule für Wirtschaft und Politik nach jahrelangen Bemühungen die Einrichtung eines gemeinsamen Frauenreferates. Zum Aufgabenfeld der dort Beschäftigten gehörte: die geschlechtsspezifische Datenerhebung, der Aufbau von Vernetzungsstrukturen im Bereich Frauenförderung und -forschung und die Unterstützung der Frauenbeauftragten.
1996 richtete die Fachhochschule Hamburg in der Präsidialverwaltung ein Frauenreferat (Frauenbüro) ein. Es beriet und unterstützte die Frauenbeauftragten der Fachbereiche und den Frauenförderausschuss sowie kooperierte mit anderen Frauenförderstellen etc.
Ebenso in diesem Jahr führten die „Gemeinsame Kommission“ und die „Arbeitsstelle Frauenförderung“ der Universität Hamburg erstmals eine Frauenhochschulwoche durch. In den über „100 regulären Lehrveranstaltungen wurden wissenschaftliche Themen und Fragestellungen aus der Perspektive des ‘weiblichen Blicks’ unter die Lupe genommen“. (Heike Kahlert: Gegen-Bewegung. Hrsg. Gemeinsame Kommission Hamburg, Hamburg 1996.)
Darüber hinaus erklärte „die im Juli [1996] vom Akademischen Senat der Universität Hamburg verabschiedete Neufassung der Frauenförderrichtlinie der größten Hamburger Hochschule (..) die Förderung von Frauenforschung und -forscherinnen explizit zu einem politischen Ziel (..). Methoden und Inhalte feministischer Forschung sollten feste Bestandteile von Lehre und Forschung an der Universität Hamburg werden. Die Studiengänge und Studienangebote sollten Fragestellungen aus dem Bereich der feministischen Studien und Forschungen in das Lehrangebot einbeziehen. Diese Fragen seien so in den Studien- und Prüfungsordnungen zu berücksichtigen, daß damit prüfungsrelevante Studienleistungen erbracht werden könnten. Arbeitsbereiche für feministische Studien und Forschung sollten bei der Entwicklungsplanung, insbesondere bei Entscheidungen über die Ausstattung der Organisationseinheiten und der Festlegung der Zweckbestimmung von Professuren, sowie als Qualifikationskriterien in Berufungsausschüssen berücksichtigt werden.“ (Heike Kahlert, Hamburg 1996, S. 82.)
Die Frauenförderrichtlinie der Universität sah nun z. B. auch vor, dass mindestens 5% der Bibliotheksmittel für Publikationen ausgegeben werden sollten, die feministische Studien und Forschung zum Inhalt hatten.
Und es ging noch weiter auf dem Weg zur Gleichstellung: Am 12.12.1996 verabschiedete der Akademische Senat der Universität Hamburg die „Richtlinie gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt an der Universität Hamburg.“
Und auch ihre Bemühen, mehr Frauen als Wissenschaftlerinnen einzustellen, setzten die Hochschulen weiter fort. Um der geforderten Erhöhung des Frauenanteils im wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich auch tatsächlich nachzukommen, sollten ab 1997 die Hochschulen laut §3 der „Änderung zum Hamburgischen Hochschulgesetz“ Regeln für „frauenmotivierende“ Stellenausschreibungen aufstellen. Außerdem vergab die Universität Hamburg 1997 erstmals einen mit 20.000,–DM dotierten Frauenförderpreis. Ihn erhielten:
* Studentinnen des Fachbereiches Informatik für ihr Bemühen, den Anteil der Studienanfängerinnen im Fachbereich zu erhöhen und gleichzeitig die Quote der Studienabbrecherinnen zu senken.
* Der Fachbereich Erziehungswissenschaft für sein besonderes Engagement bei der Gewinnung von Professorinnen, des weiblichen Nachwuchs und bei der erfolgreichen Etablierung von Frauenforschung in der Lehre.
* Die Netzwerk-Frauen: Mitarbeiterinnen des Technischen- und Verwaltungspersonals für ihre erfolgreichen Aktivitäten im Bereich der Verwaltung, Frauenförderpläne konkret umzusetzen. Durch Fortbildungen und Schulungen zu Expertinnen für Frauenförderung qualifiziert, vertraten sie z. B. die Frauenbeauftragten der Dienststelle bei Stellenbesetzungsverfahren.
Im selben Jahr vergab die „Gemeinsame Kommission“ der Universität Hamburg in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen Mathematik, Biologie, Chemie und Physik erstmals gezielt Lehraufträge zur feministischen Wissenschaftskritik/Frauenforschung. Und die weiblichen Lehrenden der Hochschule für Musik und Theater (HfM) riefen die „Konferenz der Frauenbeauftragten“ ins Leben, um sich gemeinsam für ihre Interessen einzusetzen, aber auch, um ihre unterschiedlichen Lehr- und Forschungsgebiete besser kennen zu lernen.
Des Weiteren trafen sich in diesem Jahr erstmals Sportlerinnen der Universität Hamburg „sowie aus außeruniversitären Frauen-Bewegungsprojekten in der ‚Werkstatt zur feministischen Bewegungskultur und Sport‘. Die Frauen gründeten ein Netzwerk, in dem sie regelmäßig ihre Erfahrungen mit der weiblichen Bewegungskultur austauschen. Eine zusätzliche Diskussionsplattform des Netzwerkes ist das ‚Flipphuhn. Die Zeitung zu feministischer Bewegungskultur und Sport‘“. (Frauen an Hamburger Hochschulen. Hrsg. von der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten und –referentinnen an Hamburger Hochschulen. Hamburg 1998, S. 17.) Ein Jahr später wurde erstmals im Wintersemester 1998/99 der Probelauf „Feministische und geschlechtsspezifische Bewegungskultur“ durchgeführt, um feministische Inhalte der Bewegungskultur als Studienschwerpunkt am Fachbereich zu institutionalisieren.
1998 vergab die „Gemeinsame Kommission“ der Universität Hamburg erstmals pro Semester aus dem Lehrauftrags-Pool 10 bezahlte Lehraufträge für den Bereich Frauen- und Geschlechterforschung. Dafür sammelte die „Koordinationsstelle Frauenstudien/Frauenforschung“ (KO-Stelle) die Angebote frauenspezifischer Lehraufträge von Nachwuchswissenschaftlerinnen. Gleichzeitig ermittelte sie bei den Wissenschaftsdisziplinen der verschiedenen Hamburger Hochschulen, ob Bedarf an Frauenforschung bestehe und welche Inhalte gewünscht werden. Je nach Bedarf und Angebot konnten dann aus dem Lehrauftrags-Pool Lehraufträge an die Wissenschaftsdisziplinen vermittelt werden.
Gleichzeitig begann mit dem Sommersemester 1998 an der Universität Hamburg ein zweijähriges Pilotprojekt, das durch die Zusammenarbeit der “Koordinationsstelle Frauenstudien/Frauenforschung“, dem „Zentrum für Studien und Psychologische Beratung“ und der „Arbeitsstelle Frauenförderung“ der Universität Hamburg möglich wurde. Über zwei Jahre lang sollten jedes Semester Studentinnen vier Seminare zur Studienorganisation und Karriereplanung angeboten werden – ein notwendiges Angebot, denn obwohl der Anteil von Frauen an den Studierenden seit Jahren zunahm, plagten sich doch viele Studentinnen mit Selbstzweifeln und auf die vorherrschende strukturelle Ungleichheit von Frauen und Männern an den Hochschulen reagierten viele Studentinnen mit Anzeichen von Demotivation.
Text: Rita Bake

Über die Hamburger Frauenbewegung in den Jahren 2000 bis 2010 siehe unter: Frauenbewegung in den Jahren 2000-2010
 

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Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

  • Sie kennen den Namen einer Frau – und möchten mehr wissen?
    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
  • Sie möchten wissen, wer in einer bestimmten Straße oder einem bestimmten Stadtteil/Bezirk gewohnt hat? Dann geben Sie den Straßennamen ein oder wählen einen Stadtteil oder Bezirk aus.
  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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Ansprechpartnerin Kontakt

Haben Sie Anregungen, Neuigkeiten, Ergänzungen? Sind Ihnen neue Namen begegnet, hüten Sie alte Briefe, Akten etc., dann nehmen Sie gern Kontakt auf:
Dr. Rita Bake
rita.bake@hamburg.de

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